Pressemitteilung
3. September 2020
Erneuerung und Erweiterung der Kläranlage Nette – wie eine der modernsten Kläranlagen Europas entsteht
Am heutigen Tag stellten Niersverbandsvorstand Prof. Dietmar Schitthelm, der zuständige Abteilungsleiter, Dr. Ulrich Otto und die Projektleiterin Nina Bovensiepen die Planungen zur Erneuerung und Erweiterung der Kläranlage Nette vor. Bei einem Rundgang über die Anlage gemeinsam mit dem Nettetaler Bürgermeister Christian Wagner und dem Ersten Beigeordneten Dr. Michael Rauterkus erläuterten sie Hintergründe zur geplanten Umsetzung des Projektes.
„Hier wird eine der modernsten Kläranlagen Europas entstehen,“ beginnt Dietmar Schitthelm die Vorstellung der Planungen. „Bis 2028 soll die Kläranlage am Standort in Nettetal-Breyell nicht nur komplett erneuert, sondern auch um eine weitergehende Behandlungsstufe ergänzt werden. Mit zukunftsorientierter Technik wird es damit möglich, auch weitere so genannte Mikroverunreinigungen - wie beispielsweise Medikamentenrückstände -, multiresistente Keime und Mikroplastik aus dem Abwasser zu entfernen,“ so Schitthelm weiter.
Die Erneuerung ist notwendig, da die 1956 in Betrieb genommene Kläranlage mittlerweile in die Jahre gekommen ist. Dies gilt auch für ihre in den 70er- und 80er-Jahren vorgenommenen Erweiterungsstufen. Auch wenn die Reinigungsergebnisse noch den aktuellen Gesetzesvorgaben entsprechen, befindet sich die Bausubstanz in einem stark sanierungsbedürftigen Zustand. Alle Verfahrensstufen müssen runderneuert werden.
Durch den zukunftsfähigen Neubau denkt und handelt der Niersverband strategisch vorausschauend: Bei der Entfernung von Spurenstoffen (Mikroverunreinigungen), Mikroplastik und multiresistenten Keimen / Mikroorgansimen besteht auch in der Nette Handlungsbedarf. Es ist zu erwarten, dass die EU und die Bundesregierung kurz- und je nach Schadstoff mittelfristig entsprechend neue rechtliche Anforderungen an den Rückhalt dieser Stoffe stellen wird. Der Niersverband nutzt die Situation des notwendigen Neubaus der Kläranlage Nette, um die rechtlichen Vorgaben von morgen bereits einhalten kann. Somit entsteht in Nordrhein-Westfalen erstmals ein solche Pilotanlage in dieser Größenordnung. Dafür hat der Niersverband einen Förderantrag beim NRW-Umweltministerium gestellt, der bei Genehmigung die Projektkosten deutlich senken wird.
Die Anlage dient dem Niersverband als Blaupause für die zukunftsfähige Sanierung weiterer Kläranlagen u.a. durch Begleitforschung.
Bürgermeister Christian Wagner zeigte sich von der geplanten Maßnahme beeindruckt: „Ich freue mich für Nettetal, dass gerade bei uns ein derartiges Vorzeigeprojekt umgesetzt wird, dass Gesundheit und Umwelt gleichermaßen schützt!“
Für wie viele Einwohner wird das Abwasser in der Kläranlage Nette gereinigt?
Aktuell reinigt die Kläranlage Nette jährlich ca. 4,4 Mio. m3 Abwasser aus dem erweiterten Stadtgebiet Nettetal mit rund 64.800 Einwohnerwerten (Summe der natürlichen Einwohner und den Einwohnergleichwerten, die die Belastung durch industrielle Einleiter und Gewerbe berücksichtigen).
Die Anlage soll zukünftig für 75.000 Einwohnerwerte ausgebaut werden.
Wie sieht die Erweiterung der Kläranlage aus?
Für die weitergehende Behandlung ist eine Verfahrenskombination vorgesehen. Geplant sind eine Aktivkohlefiltration (hier: granulierte Aktivkohle) zur Reduzierung von Mikroverunreinigungen / Spurenstoffen und ein so genannter Membranbioreaktor zum Rückhalt von (mulit-)resistenten Keimen, Mikrooranismen und Mikroplastik. Insgesamt werden so der überwiegende Anteil der Spurenstoffe, Mikroplastik und multiresistenten Keime aus dem Abwasser entfernt.
Das Gesamtkonzept sieht weiterhin vor, die Kläranlage Nette geruchs- und schallschutztechnisch zu optimieren. Daher sollen weitestgehend alle Verfahrensstufen eingehaust oder abgedeckt werden.
Was sind die Herausforderungen?
Die wesentliche Herausforderung für das Projekt stellt der Umbau im laufenden Betrieb dar. Während des Umbaus im laufenden Betrieb müssen alle Funktionen der Kläranlage gemäß den gesetzlichen Anforderungen erhalten bleiben. Insbesondere stellt dies an die schrittweise verfahrenstechnische Realisierung und die damit zu Grunde liegende Detailplanung höchste Anforderungen u. a. für die Vielzahl von Umbauprovisorien, deren Einbau, Einweisung des Betriebes in die Inbetriebnahme und die Betriebsführung.
Wie ist der zeitliche Ablauf?
Start der Genehmigungsplanung: 2020
Baubeginn voraussichtlich: 2023
Bauausführung: voraussichtlich bis Ende 2028
Wie hoch sind die geplante Kosten?
Gesamtkosten: ca. 71,3 Mio. Euro
Beantragte Förderung: ca. 17,2 Mio. Euro


