Pressemitteilung
16. Dezember 2021
Verbandsversammlung des Niersverbandes am 16. Dezember 2021
Am 16. Dezember 2021 findet die jährliche Verbandsversammlung des Niersverbandes statt. Der Vorsitzende des Verbandsrates, Rolf Königs, sowie die neue Vorständin des Niersverbandes, Sabine Brinkmann haben dazu die 73 Delegierten aufgrund der besonderen Corona-Bedingungen und des benötigten Platzbedarfs in die Festhalle in Viersen eingeladen.
Traditionell trägt Sabine Brinkmann in Ihrem Bericht zu den diesjährigen und zukünftigen Themen des Verbandes vor. Sabine Brinkmann leitet seit 1. Mai 2021 die Geschäfte des Niersverbandes und ist die erste Frau als Alleinvorständin an der Spitze eines NRW-Wasserverbandes.
Hintergrundinformationen zum Bericht der Vorständin
Nach den letzten drei sehr warmen und trockenen Jahren fiel im Jahr 2021 wieder mehr Niederschlag, dessen Menge sowohl im Sommer als auch im Jahresmittel über dem langjährigen Mittel lag. Auch wenn die Monate April, Mai und August im Vergleich deutlich zu kalt waren, war das Jahr 2021 im Durchschnitt zu warm und zu nass.
Leider brachte uns der Sommer auch mehrere Starkregenereignisse.
Die Bilder aus den Katastrophengebieten in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen im Juli dieses Jahres sind einem nachhaltig im Gedächtnis geblieben. Das Ereignis hat auch im Einzugsgebiet der Niers seine Spuren hinterlassen. Nach Sichtung der Schäden ist der Bereich des Niersverbandes jedoch glimpflich davongekommen.
Nachdem das Ausmaß des Ereignisses in den besonders betroffenen Regionen bekannt wurde, gingen innerhalb kurzer Zeit zahlreiche Hilfsangebote aus der Belegschaft des Niersverbandes ein. Der Verband hat den betroffenen Wasserverbänden bereits kurz nach dem Ereignis Unterstützung angeboten und geleistet. So wurden für das Gebiet des Erftverbandes mobile Notstromaggregate und Abwasserpumpen zur Verfügung gestellt. Den Verband erreichten auch Amtshilfeersuchen aus betroffenen Eifel-Kommunen.
Hier unterstützten Mitarbeiter des Fachbereichs Gewässer die Aufräumarbeiten vor allem im Gewässerbereich. Mehrmals über mehrere Tage waren Wasserbauteams des Niersverbandes im Einsatz, um die zum Teil völlig blockierten Gewässer in den Gemeinden Schleiden und Kall mit dem Schreitbagger und weiterem Gerät von Geröll und Schutt zu befreien und dadurch die Gefahr einer erneuten Überflutung deutlich zu verringern. Besonders hervorzuheben sind die sehr gute Zusammenarbeit mit den vielen Hilfskräften und die große Dankbarkeit, die die Niersverbandsmitarbeiter aus der Bevölkerung erfahren haben.
Starkregen und Hochwasser im Niergebiet
Die Niederschläge über dem Niersverbandsgebiet waren nicht so stark wie in den etwas südlicher angrenzenden Regionen. Insgesamt gab es aber vier Starkregenereignisse innerhalb von sechs Wochen. Dabei war jedes Regenereignis anders in seiner Dauer, Intensität und der betroffenen Fläche. Beim letzten Ereignis vom 13. bis 15. Juli, das in Teilen von Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen katastrophale Schäden hinterlassen hat, waren im Verbandsgebiet die Bereiche Mönchengladbach-Neuwerk, Viersen-Dülken und Kempen-Tönisberg besonders betroffen. Anders als bei den vorherigen Regenereignissen am 4. Juni, 21. Juni und am 29. Juni 2021 war der Starkregen diesmal über einen Zeitraum von rund 48 Stunden verteilt und erfasste eine wesentlich größere Fläche. Insgesamt regnete es in der Spitze bis zu 85 mm innerhalb dieser zwei Tage. Zum Vergleich: Normalerweise regnet es im Einzugsgebiet der Niers im Jahr ungefähr 720 mm. Im Unterschied dazu waren die Ereignisse davor von kürzerer Dauer, dafür aber intensiver. So regnete es am 4. Juni in der Spitze in Mönchengladbach rund 40 mm Regen in knapp einer Stunde.
Auf den Anlagen des Niersverbandes kam es durch die großen zufließenden Wassermassen insbesondere bei den letzten beiden Ereignissen Ende Juni und Mitte Juli zu Schäden, die nicht die Funktionsweise der jeweiligen Anlage beeinträchtigten. Durch den tatkräftigen Einsatz der Kolleginnen und Kollegen des Niersverbandes konnten zudem schlimmere Schäden verhindert werden.
Insbesondere beim letzten Regenereignis im Juli kam es über eine längere Zeit und eine größere Fläche zu Niederschlägen und damit auch zu noch größeren Wassermengen als bei den vorherigen Ereignissen. Ein großer Teil dieser enormen Regenmengen konnte in den vier Hochwasserrückhaltebecken des Niersverbandes in Mönchengladbach zurückgehalten werden. Zum ersten Mal wurde hierbei auch das 2016 neu gebaute Hochwasserrückhaltebecken in Geneicken fast gefüllt. Durch den Wasserrückhalt konnten nicht nur die darunterliegenden Bereiche an der Niers geschützt werden. Indem der Wasserstand in der Niers unterhalb des Hochwasserrückhaltebeckens auf einem relativ niedrigen Niveau gehalten werden konnte, konnten die dort und weiter unterhalb einmündenden Regenwasserkanäle das Regenwasser aus den Siedlungsgebieten problemlos in die Niers leiten. Somit wurden die städtischen Flächen in Giesenkirchen und Geneicken vor rückstauenden Regenwasser geschützt. Trotzdem kam es im weiteren Verlauf der Niers zu Hochwasser. Insgesamt ist die Niers jedoch nicht wesentlich über die Ufer getreten. Es kam hauptsächlich zu Überschwemmungen einiger Uferwege und ufernahen unbebauten Flächen. Nachdem in Mönchengladbach die Regenfälle aufgehört hatten, wurden die Hochwasserrückhaltebecken langsam und geregelt wieder entleert. Die Hochwasserlage in der Niers im weiteren Verlauf bis zum Unterlauf in Goch wurde hierbei besonders im Auge behalten. Es war wichtig, dass die Entleerung der Hochwasserrückhaltebecken nicht eine neue Hochwasserwelle verursacht, die mit der Hochwasserwelle in der Maas zusammentreffen könnte. Das hätte deutlich negative Auswirkungen auf die Wasserstände im Unterlauf der Niers gehabt. Durch die gezielte Regelung der Entleerung konnte dies verhindert werden.
Auch wenn die Starkregen das Niersverbandsgebiet glücklicherweise nicht so stark getroffen haben und die Topographie des Niederrheins die Entstehung von Sturzfluten in vielen Bereichen nicht begünstigt, gilt es auch für den Niersverband und für die Region die immensen Herausforderungen des Klimawandels zu bewältigen.
Wie können Klimaanpassungsstrategien an immer länger andauernde Trockenperioden sowie der Umgang mit Starkregen und Hochwässern erfolgen? Der Niersverband hat hierzu bereits vor einigen Jahren mit dem Masterplan Niersgebiet einen wesentlichen Weg in Richtung Maßnahmen zur Klimaanpassung eingeschlagen. Eine Zusammenstellung mit den wichtigsten Eckpunkten des Konzeptes, der bisherigen Erfolge und einem Ausblick in die Zukunft wurde im April dieses Jahres vom Niersverband in Form eines Bildbandes veröffentlicht. Dieser ist über den Niersverband zu beziehen.
Insbesondere zur Verringerung des Hochwasserrisikos müssen Maßnahmen erfolgen, um den Wasserrückhalt im Einzugsgebiet zu verbessern. Dazu gehören vor allem Aufweitungen und Renaturierungen von Gewässern, die als Retentionsraum dienen, wie sie im Masterplan Niersgebiet vorgesehen sind.
Aber auch die besten Systeme können Niederschläge von außergewöhnlichem Ausmaß wie im Ahrtal im Juli mit über 200 mm nicht mehr aufnehmen und abführen. Insgesamt gilt es mehr Retentionsflächen zu schaffen, die bei Starkniederschlägen kontrolliert geflutet werden können, und zwar am Gewässer und im städtischen Raum.
Gewässerprojekte
Im vergangenen Jahr wurden zwei große Gewässerprojekte, die im Rahmen des Masterplans Niersgebiet durchgeführt werden, weiter vorangetrieben.
Die Arbeiten des Niersverbandes am zweiten Bauabschnitt des Gewässerprojekts Fritzbruch in Viersen-Süchteln sind fast beendet. In den vergangenen Monaten wurde kräftig gebuddelt. Das beauftragte, regional ansässige Bauunternehmen gestaltete auf den vom Kreis Viersen zur Verfügung gestellten Flächen neben der Niers einen naturnahen Rückhalteraum. Bereits jetzt sind mehrere Gewässerarme zu erkennen, die zukünftig von einem Teilstrom der Niers durchflossen werden. Am Anfang und am Ende dieses Bereiches ist der Wasserfluss durch zwei so genannte Schlauchwehre regelbar. Bei Starkregen werden die Schläuche der Wehre aufgeblasen und sperren diesen Raum ab. So steht er als Rückhalteraum für das dann bei solchen Ereignissen anfallende Wasser zur Verfügung. Nach einem Ereignis kann das Wasser - nachdem es durch eine Filterschicht zur Rückhaltung von Schwebstoffen geflossen ist – gedrosselt, d. h. langsam in die Niers abgeleitet werden. Bei diesem Projekt gibt es die Besonderheit, dass mehrere Ziele mit diesem Projekt verfolgt werden. So kann das bei Starkregen anfallende Wasser zwischengespeichert werden. Zusätzlich wird der Bereich zur Gestaltung unterschiedlicher Gewässerarme und damit unterschiedlicher Lebensräume an der Niers genutzt. Dadurch werden weitere Strukturen geschaften, die die ökologische Entwicklung der Niers unterstützen. Insgesamt verbinden sich so die Wasserwirtschaft mit ökologischen Aspekten und fördern die Artenvielfalt. Die Flächen für das Projekt liegen in einem Naturschutzgebiet und sind Eigentum des Kreises Viersen. Er hat diese zur Verfügung gestellt und die Planungen unterstützt.
Beim Projekt im Bresgespark konnte der erste Bauabschnitt in diesem Jahr abgeschlossen werden. Der Verlauf des Bettes der zukünftigen Niers war bereits nach den vorbereitenden Rodungsarbeiten im letzten Winter zu erkenne. Bei den Starkregen- und Hochwasserereignissen des Sommers zeigte sich auch bereits die Wirkung zum Hochwasserrückhalt. Die Wasserstände in der Niers stiegen so stark an, dass die seitlichen Dämme, die die heutige Niers von ihrem zukünftigen Verlauf trennen, überspült wurden und die Flächen im Bresgespark schon vorzeitig ihre künftige Funktion demonstrieren konnten. Der neue Gewässerverlauf und die zukünftige Gewässeraue waren sehr gut zu erkennen und zeigten bereits die Überschwemmungsbereiche.
Aufstellung des dritten Bewirtschaftungsplan
Die Bewirtschaftungspläne einschließlich der zugehörigen Maßnahmenprogramme sind in Nordrhein-Westfalen und Deutschland die zentralen Elemente bei der Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (EG-WRRL). Aktuell steht der dritte Bewirtschaftungsplan, der vom Land Nordrhein aufgestellt wurde, kurz vor der Veröffentlichung.
Er enthält die Landesstrategie und die Maßnahmenprogramme (mit über. 10.000 Programmmaßnahmen), die gemäß den Bewirtschaftungsbehörden erforderlich sind, um das gute ökologische Ziel bzw. Potenzial gemäß Wasserrahmenrichtlinie für die Gewässer zu erreichen. Darin sind auch Programmmaßnahmen enthalten, bei denen der Niersverband als Maßnahmenträger benannt ist. Darunter sind z. B. Maßnahmen wie der Ausbau der 4. Reinigungsstufe auf Hotspotkläranlagen (Programmmaßnahme 4) oder Maßnahmen am Gewässer (Sohle, Ufer etc.) (Programmmaßnahme 69-74).
Eigentlich müsste die Umsetzung der Maßnahmen zur Erreichung der Bewirtschaftungsziele in den Gewässern gemäß Wasserrahmenrichtlinie bis 2027 erfolgen. Allerdings ist es mit heutigen Kenntnisstand unrealistisch, das alle Maßnahmen bis 2027 umgesetzt sind.
Daher hat die Umweltministerkonferenz entschieden, dass das Ambitionsniveau für den Bewirtschaftungsplan beibehalten werden soll und dass weiterhin alle Maßnahmen angegangen werden sollen, die erforderlich sind, auch wenn hierfür mehr Zeit über 2027 hinaus benötigt wird.
Auf dieser Grundlage hat sich Deutschland dafür entschieden, eine „Vollplanung“ im dritten Bewirtschaftungsplan zu erstellen. In dieser werden alle Maßnahmen ausgewiesen, die erforderlich bzw. ggf. erforderlich werden, um die Bewirtschaftungsziele zu erreichen, auch wenn diese nicht bis 2027 umgesetzt werden können.
Das fast gefüllte Hochwasserrückhaltebecken Geneicken nach dem Starkregenereignis Mitte Juli 2021. Quelle: Niersverband, Fotograf: Martin Hochbruck, Stoker Media


