Kläranlagen
Ein Druck auf die Toilettenspülung oder das Ziehen des Stöpsels in der Badewanne und das schmutzige Wasser verschwindet im Abfluss. Für jeden eine bequeme und saubere Sache. Täglich fallen so in privaten Haushalten durchschnittlich 120 l Abwasser pro Person an. Hinzu kommen Abwässer aus Gewerbe- und Industrieunternehmen. Doch was geschieht mit diesem Abwasser?
Der Niersverband betreibt in seinem Einzugsgebiet insgesamt 18 Kläranlagen. Diese reinigen die jährlich etwa 70 Mio. qm anfallenden Abwässer der im Verbandsgebiet lebenden Bevölkerung (rund 740.000 Einwohner) sowie der gewerblichen und industriellen Betriebe (umgerechnet rund 100.000 Einwohnerwerte). Die Kommunen sind dabei für die Abwassersammlung und -fortleitung,
d. h. für die Kanalisation, zuständig. Sie übergeben das Abwasser an definierten Übergabepunkten an den Niersverband. Die Kläranlagen des Verbandes reinigen das Abwasser nach dem Stand der Technik. Da dem Niersverband diese Aufgabe im gesamten Verbandsgebiet obliegt, ist es unabhängig von kommunalen Grenzen möglich, kostensenkende Verbundeffekte bei der Planung, dem Bau und dem Betrieb der Verbandsanlagen auszuschöpfen. Gewonnene Erfahrungen können für alle Anlagen technisch und wirtschaftlich optimal genutzt werden.
Kläranlagen behandeln das Abwasser in mehreren Reinigungsstufen:
- Bei der mechanischen Reinigung werden Grob- und Sinkstoffe zurückgehalten.
- Mit Hilfe von Mikroorganismen (Bakterien) und Zugabe von Sauerstoff aus der Luft werden in der biologischen Reinigungsstufe viele organischen Verschmutzungen und Nährstoffe wie Stickstoff und Phosphor weitestgehend dem Abwasser entzogen. Um die strengen Ablaufwerte für Phosphor zuverlässig einhalten zu können, wird die biologische Reinigung oftmals durch eine Fällung – eine chemische Reaktion zur Entfernung von Phosphaten – ergänzt.
- In der Nachklärung werden die Bakterien von dem gereinigten Abwasser abgetrennt.
- Das gereinigte Abwasser durchfließt, bevor es in das Gewässer geleitet wird, oftmals noch einen Schönungsteich, in dem feinste Schwebstoffe zurückgehalten werden.
- Bei der Abwasserreinigung entsteht Klärschlamm, der überwiegend aus Bakterienmasse besteht und weiter behandelt werden muss. Auf einigen zentralen Anlagen befinden sich dafür so genannte Faulbehälter. In ihnen findet ein biologischer Prozess (Faulung) statt, bei dem Bakterien den Klärschlamm unter Abschluss von Sauerstoff in verschiedene Bestandteile zersetzen. Dabei entsteht Klärgas, dessen Hauptbestandteil das brennbare Methan ist. Das Klärgas wird zur Energiegewinnung eingesetzt. Nach der Faulung wird der Klärschlamm eingedickt und entwässert, um das Volumen vor der Entsorgung weiter zu reduzieren.
Die Ausführung der einzelnen Behandlungsschritte unterscheidet sich von Kläranlage zu Kläranlage in Abhängigkeit von der Größe, der Zusammensetzung des Zulaufs und der historischen Entwicklung der Anlage.